Ein bisschen widersprichst Du Dir aber auch selber...

(Keine Angst, ich kenne das nur allzu gut, ich bin selber nur selten mit mir einer Meinung[zunge] )

Aber mal auf der ganz rationalen Ebene gesehen. Alle Gefühle, Schuld und Scham beiseite gelassen. Nur vom Denken her... Was unterscheidet Dich von anderen Menschen? Warum sind andere Menschen würdig und Du nicht? Warum liebt Gott alle anderen Menschen, nur Dich nicht?

Ich kann Dein Empfinden sehr gut nachempfinden, denn ich habe selber lange so gedacht. Alle anderen Menschen durften da sein. Hatten ein Recht zu leben, fröhlich zu sein. Nur bei mir, da war das etwas ganz anderes! Rein aus Prinzip! Es konnte gar nicht sein, dass mich irgendjemand gern hat. Und wenn das jemand beheuptet hat, habe ich ihm vorgehalten, dass er keine Ahnung hat und mich doch überhaupt nicht kennt! Und ich war überzeugt, wenn mich jemand wirklich kennen würde, könnte er mich nur hassen!

Heute weiß ich, dass Gott mich liebt. Dass er mich immer geliebt hat mit all meinen Abgründen und düsteren Gedanken. Es hat ihn geschmerzt, wie ich mich selber behandelt habe, aber er hat mir immer die freie Wahl gelassen. Und trotzdem hat er mich immer geliebt und wird mich auch immer lieben, egal, was noch kommen mag! Ich bin seine geliebte Tochter. Genau, wie Du sein über alle Maßen geliebter Sohn bist!
(Wenn eine Deiner Töchter etwas getan hat, womit Du nicht einverstanden warst, hast Du sie deshalb weniger geliebt?)

Ich weiß, ist alles sehr philosophisch, aber das ist meine Überzeugung und sind auch Fragen, die ich mir im Laufe meines Lebens immer wieder gestellt habe und vermutlich auch noch das eine oder andere mal stellen werde...

Und auch, wenn Du Dir nicht mehr so wichtig bist, bist Du Gott wichtig und ich versichere ihn, es macht ihn traurig zu sehen, wie Du über Dich selber denkst! (Ich habe Gott auch schon oft sehr traurig gemacht und trotzdem liebt er mich nicht weniger, Dich auch nicht!)

Und JEDER darf beten! Gott wünscht sich, dass wir zu ihm kommen und ihm unsere Sorgen niederlegen! Auch Du darfst kommen und er wird Dich IMMER mit offenen Armen empfangen!
Auch ich habe für Dich gebetet und er hat mir geantwortet. Er lässt mich die richtigen Worte schreiben in der Hoffnung, dass Du sie annehmen kannst!
(Mit mir hat er auch lange nur über andere Menschen kommunizieren können, weil ich ihm mein Herz verschlossen hatte. Heute ist er mein alltäglicher Begleiter und ich rede in allen möglichen Situationen mit ihm oder bitte ihn um Hilfe. Und auch für Dich habe ich auch schon gebetet...)

[E]

Ich denke Du verstehst Gott immer noch nicht...

Bei mir tauchen eher ein paar Fragen auf.
Warum lässt er Dich noch nicht gehen? Was sollst Du noch auf dieser Welt?

Ich denke, dass Du ganz einfach noch etwas lernen sollst. Und zwar Versöhnung! Mit Dir. Mit Gott. Mit anderen Menschen. Mit Deinem Leben und Deiner Geschichte!

(Ich habe es bereits vor einiger Zeit aufgegeben alles verstehen zu wollen. Vor allem Dinge, die rational oder medizinisch nicht zu erklären waren. Also vor allem auch, dass ich noch lebe und keine schwerwiegenden körperliche Schäden davongetragen habe. Lange habe ich Gott angeklagt, warum er mich nicht einfach gehen lässt. Warum er so sadistisch ist und mich leiden sehen will... Heute bin ich ganz froh, dass ich noch alle zehn Finger bewegen kann, was bei meinen Verletzungen fast an ein Wunder grenzt. Dass ich keine Organschäden habe bei all dem, was ich geschluckt habe... Dass ich keine inneren Verletzungen habe etc.)

Ich kann Dir nicht mit Sicherheit sagen, was Du hier noch sollst und warum er Dich nicht gehen lässt. Ein Teil von mir würde es Dir sogar wünschen... Weil ich spüre wie fertig Du bist. Aber offensichtlich hat er noch etwas mit Dir vor.

Wir hatten gestern in der Andacht eine Bibelstelle, die genau davon handelte. Markus 9, Vers 30-50 glaube ich... Es ging darum, dass Jesus sagt, lieber die eigene Hand abschlagen, als mit beiden Händen in der Hölle zu landen. Einen Fuß oder Auge ausreißen, statt mit beiden in der Hölle zu landen. Es sind harte Worte und setzt eine fast unerreichbare Anforderung an uns, unser Leben ohne Sünden zu führen, was, wenn wir mal ehrlich sind, kein Mensch vollbringen kann.
Aber kurz davor sagt Jesus noch. Wer einem durstigen Kind etwas zu trinken gibt und es aufnimmt, der gibt ihm zu trinken und nimmt ihn bei sich auf. Und nicht nur ihn, sondern auch den, der ihn geschickt hat. Ihm ist sein Dank im Himmel gewiss.
Es ist ein krasser Widerspruch. Auf der einen Seite muss man "nur" einem Kind helfen um seinen Platz im Himmel zu haben, auf der anderen Seite landet man bei einer kleineren Sünde bereits in der Hölle?
Wie kann man das zusammenbringen?

Ich denke, dass er vor allem an unsere Entscheidung appeliert. Welchen Weg wir wählen und wie wir unser Leben leben. Gott ist nicht nachtragend!
Es hängt lediglich von meiner Entscheidung ab. Und ich muss mich immer wieder neu entschieden. Jeden Tag aufs Neue. Manchmal sogar jede Stunde aufs Neue!... Wir müssen uns nur auf ihn einlassen und uns immer wieder für ihn entscheiden!

Auch Du hast die Wahl. Es anzunehmen oder eben nicht...

Kleiner Nachtrag, weil es gerade passt...

Habe vorgestern etwas von Anselm Grün gelesen...
"Barmherzigkeit

Barmherzig ist, wer ein Herz hat für die Unglücklichen und Armen. Aber bevor er ein Herz für die Unglücklichen und Armen haben kann, muss er ein Herz für das Arme und Unglückliche in sich selber haben. Ich muss mich also zuerst aussöhnen mit meiner eigenen Geschichte, mit meinem Charakter, mit meinen Stärken und mit meinen Schwächen. Und vor allem muss ich mich aussöhnen mit meinem Leib, so wie er ist."

"Gottes Barmherzigkeit soll uns lehren, barmherzig mit uns selbst umzugehen, anstatt uns ständig zu verurteilen und gegen uns zu wüten. Die Härte sich selbst gegenüber entspringt ja immer der Angst, nicht gut genug zu sein. Wenn wir die Barmherzigkeit Gottes in alle unsere Selbstvorwürfe hineinstörmen lassen, dann wird sich die Angst, nicht richtig zu sein, beruhigen."

(Ich glaube, dass Gott in diesen Zeilen direkt zu mir gesprochen hat. Denn die ganze Situation mit meiner kleinen Schwester hat bei mir einiges an Selbsthass und Selbstvorwürfen ausgelöst. Schuldgefühle. Ich habe mich selber verurteilt. Ein Freund hat mir gesagt ich solle nicht so hart mit mir selber sein. Und er hat Recht damit. Ich würde keinem anderen Menschen solche Vorwürfe machen, wie mir selber!
Ich hatte mich nach Monaten zum ersten Mal wieder selber verletzt... und kurz danach hatte ich das Bedürfnis ein Büchlein aufzuschlagen und darin zu lesen. Ich hatte es Wochen nicht mehr in der Hand gehabt, aber es hat mich gedrängt auf so eine undefinierbare Art und dann habe ich diese Zeilen gelesen und wusste, dass Gott aus ihnen zu mir spricht. Ich habe angefangen zu weinen, weil es so wehtat und gleichzeitig so gut tat. Auch zu wissen, dass er mich für die Fehler, für die ich mich selber anklage, niemals anklagen würde, geschweigedenn weniger lieben würde und ich konnte ein Stück weit Frieden schließen mit mir und dem Rest der Welt... Das hat mir sehr geholfen auch wieder andere DInge sehen zu können, auch wenn ich direkt in die dunkelschwarze Vergangenheit katapultiert wurde und wieder heftige Alpträume habe. Aber ich kann damit umgehen, weil ich weiß, dass er da ist und mir vergibt und mich trotz allem unendlich liebt!)

Ich glaube keiner von uns ist gegen Suizidgedanken immun. Ich jedenfalls nicht!

Vermutlich wäre immun gegen sie, wenn ich meine Gefühle einfach ausstellen könnte. Aber solange ich Gefühle habe und nicht völlig abgestumpft durch die Welt gehe werden immer wieder Zweifel auftauchen. Zweifel am Leben und dann infolgedessen die Frage nach dem, warum eigentlich weiter kämpfen, wenn es doch keinen Sinn macht... Also wieder Suizidgedanken...

Aber ich bin mir auch nicht sicher ob es ein wirklich erstrebenswerter Zustand wäre, keine Suizidgedanken mehr zu haben, weil das für mich bedeuten würde, dass ich bei vielem, was auf dieser Welt passiert, wegsehen müsste und mit niemandem mitfühlen könnte...
Ich dürfte nichts und niemanden mehr an mich heran lassen, weil das schmerzhaft ist und Zweifel wecken würde...

(Sorry, ist glaube ich etwas wirr geworden...)